ACHTUNG - DIESE SEITE BEFINDET SICH NOCH IM AUFBAU
Definition: Sicherheit
Das Feld der Sicherheitsforschung in den internationalen Beziehungen befasst sich mit zwei fundamentalen anthropologischen Fragen: Was schätzen wir wert und wie weit würden wir gehen, um diese wertgeschätzten Objekte zu schützen?
Der Begriff der Sicherheit betrifft nicht nur die physische Unversehrtheit des einzelnen Individuums, sondern hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer eigenen Wissenschaft entwickelt. Verschiedene Theorien und Begrifflichkeiten haben sich entwickelt, um die Weite dieses Forschungsfelds zu fassen. Hierbei haben sich vor allem drei Hauptströmungen herauskristallisiert, nämlich die des Realismus, Liberalismus und Konstruktivismus. Diese unterscheiden sich vor allem in der Grundannahme der Sicherheitsproblematik.
Während der Realismus die Probleme als grundsätzlich gelegen in dem Wettbewerb der einzelnen Akteure gegeneinander und die mangelnde „internationale“ Regelsetzung sieht, geht der Liberalismus von einer deutlich verbesserbaren Lage aus, bei der das aktive Engagement Sicherheitsdifferenzen zwischen Staaten überwunden werden können. Der Konstruktivismus hingegen geht grundsätzlich von einer sozialen Problematik aus, aus der Konflikte entstehen, die die Sicherheitslage gefährden würden.
Andere Begrifflichkeiten wie die der Resilienz beschäftigen sich weniger mit präventiven Ideen als mit dem Konzept der Widerstands- und Regenerationsfähigkeit, speziell bezüglich Szenarien, die sich nicht zu 100% präventiv verhindern lassen, weswegen die Anpassungs- bzw. Bewältigungsmechanismen der Gesellschaft hier im Fokus steht.
Im Laufe der letzten Jahrzehnte und angetrieben durch die Globalisierung hat sich eine neue, unübersichtliche multipolare Welt entwickelt. In Anbetracht neuer Bedrohungen mussten sich somit auch die Sicherheitskonzepte weiterentwickeln, weg vom rein militärischen Denken.
Die neuen Strömungen in der Sicherheitsforschung erkannten schnell, dass die Ausdehnung des Sicherheitsbegriffs auf andere Bereiche zwingend notwendig war, um auch neue gesellschaftliche Entwicklungen aufzugreifen.
Dies kulminiert in Daase’s Theorie des „erweiterten Sicherheitsbegriffs“, die für diese Untersuchung als Leitkonzept dienen soll. Hierdurch wird anhand von vier Dimensionen eine Einordnung von Sicherheitsrisiken möglich. Die Sachdimension deckt hierbei den thematischen Bereich ab, in welchem die Sicherheit betroffen ist, folglich ob es sich um militärische, ökonomische, ökologische und humanitäre Themenbereiche handelt. Die Referenzdimension bestimmt den Empfänger, also die Partei deren Sicherheit gewahrt ist bzw. diese empfängt bzw. bedroht ist. Dies teilt sich generell in nationale, gesellschaftliche und individuelle Sicherheit auf. Die Gefahrendimension wiederum bezieht sich auf die Identifizierung der Art der Bedrohung und von wem diese (potentiell) ausgeht, während die Raumdimension für die geographische Lokalisierung mit besonderer Betonung auf der Notwendigkeit bi- bzw. multilateraler Vorgehensweisen eingeht.
Daase bezieht in seinem Konzept explizit auch die individuelle Ebene, auf die er den Begriff der Sicherheit ausweitet. Demzufolge begreifen wir Sicherheit als ein Gut und Recht, bei dem das Individuum im Zentrum der Aufmerksamkeit steht. Neben einer physischen Unversehrtheit soll der Mensch aber auch eine ökonomische, soziale, ökologische und kulturelle Sicherheit erfahren. Diese Betrachtungsweise wird im Konzept der „Menschlichen Sicherheit“ zusammengefasst. Hierdurch beansprucht der Sicherheitsbegriff die Universalität der Sicherheit und die Ausdehnung des Sicherheitsbegriffs auf die globale Bevölkerung. Dies betrifft vor allem internationale Probleme wie Kriminalität, Terrorismus und Klimawandel.
Da eine isolierte Betrachtung eines Individuums aufgrund seiner Interaktion mit weiteren Akteuren nicht möglich ist, betreffen diese Sicherheitsaspekte auch soziale Ordnungssysteme. Diese befinden sich in zunehmenden Interdependenzen mit anderen Ordnungssystemen. Infolgedessen sind Sicherheitsbedrohungen nicht an räumliche Grenzen gebunden, sondern treten in globalen Dimensionen auf. Dies führt in einer so eng vernetzten und verbundenen Welt wie unserer dazu, dass diese Probleme ebenso wie mögliche Lösungsansätze nicht nur lokale Folgen haben, sondern auch diese sich wieder beeinflussen können. Dementsprechend ist eine stärkere internationale Zusammenarbeit von Nöten, was seinen Ausdruck mit der Verabschiedung der Resolution 66/290 der Vereinten Nationen im Jahr 2012 erreichte, die das Verständnis von Menschlicher Sicherheit auf internationaler Ebene als ein neuer sicherheitspolitischer Referenzrahmen anerkannt.