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Definition: Dual-Use
Mit dem Begriff „Dual-Use“ werden die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung und Entwicklung beschrieben, die auf zweierlei Art eingesetzt werden und mehr als ein Ziel zu einem bestimmten Zeitpunkt erfüllen können. Im heutigen Sprachgebrauch bezieht er sich meist auf die doppelte Verwendung für sowohl zivile als auch militärische, terroristische oder kriminelle Zwecke.
Als „Dual-Use-Güter“ werden zum einen Ergebnisse wissenschaftlicher Entwicklung verstanden, so etwa bestimmte Stoffe oder Technologien, die neben der zivilen auch eine militärische Anwendung finden können, zum anderen aber auch bestimmte Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung, also Erkenntnisse oder wissenschaftliche Methoden, sofern diese ebenfalls zur absichtlichen Schädigung von Gesellschaft oder Natur eingesetzt werden können, oder militärischen Nutzen finden.
So führte etwa die Nuklearforschung zur Entdeckung der Urankernspaltung, ein Ergebnis, dass einerseits in der Medizin oder der Energiegewinnung zivile Anwendung fand, andererseits auch zur Entwicklung atomarer Massenvernichtungswaffen führte und somit zu den Dual-Use-Gütern zu zählen ist.
Wissenschaftliches Arbeiten, die möglicherweise Wissen, Produkte oder Technologien hervorbringen, die unmittelbar von Dritten genutzt werden könnten, um der Gesellschaft, dem friedlichen Zusammenleben, der Freiheit, der Gesundheit oder der Umwelt zu schaden, werden in Deutschland unter der von der Nationalen Akademie der Wissenschaft Leopoldina geprägten Bezeichnung „besorgniserregende sicherheitsrelevante Forschung“ zusammengefasst. Die Bezeichnung konnte sich jedoch bisher nicht als offizielle Klassifizierung etablieren, da sie sich bedingt durch die schnellen Entwicklungen in der Wissenschaft und die ständig neu entstehenden Wissenschaftsbereiche, bei denen zunächst oftmals nicht klar ist, ob sie ein Dual-Use Potential beinhalten, auf eine unbestimmte Teilmenge von Forschung bezieht. Eine Klassifizierung individueller wissenschaftlicher Arbeiten würde zudem eine aufwändige Risikoeinschätzung von Fall zu Fall voraussetzen.
Obwohl nahezu alle Forschungsrichtungen anfällig für Dual-Use sind, etwa auch Teilbereiche der Sozialwissenschaften als besorgniserregende sicherheitsrelevante Forschung eingestuft werden können, so könnte etwa soziologische Verhaltensforschung als Basis für neue Rekrutierungsstrategie terroristischer Gruppe fungieren, sind die Lebens- und Biowissenschaften in Bezug auf die Dual-Use Problematik von besonderem Interesse. Vor allem im Bereich der Biotechnologie ist denkbar, dass Ergebnisse nicht nur der menschlichen Gesundheit nützen, sondern ebenso zu ihrem Schaden eingesetzt werden können. Vor dem Hintergrund der Zunahme weltweiter terroristischer Aktivität, wächst zudem die Sorge vor Bioterrorismus durch den Missbrauch erforschter oder neu entwickelter Erreger oder veröffentlichten Forschungsergebnissen.
Während Exportkontrollmaßnahmen als Schlüsselinstrument zur Verhinderung der unerwünschten Verbreitung von materiellen Dual-Use-Gütern dienen, eignen sie sich nicht um die Verbreitung von wissenschaftlichen Forschungsergebnissen in Form von Wissen zu verhindern. Ein Veröffentlichungsverbot könnte an dieser Stelle dafür sorgen, dass sensible Inhalte nicht in falsche Hände geraten, an dieser Stelle entsteht jedoch ein Konflikt mit der Wissenschaftsfreiheit. Um sowohl einen Missbrauch zu verhindern als auch wissenschaftliche Freiheiten zu bewahren wird die Anwendung nicht bindender Vorschriften und informeller Maßnahmen, wie etwa einer Selbst-Regulierung der Wissenschaft oder der Etablierung einer Kultur der Verantwortung und guten Forschung, häufig harten gesetzlichen Maßnahmen vorgezogen.
Trotz der erwähnten fehlenden klaren Klassifizierung, welche Teilbereiche wissenschaftlicher Forschung und Entwicklung nun als Dual-Use Forschung verstanden werden können, besitzt zivile Forschung, die jedoch auch militärischen Nutzen finden, oder anfällig für kriminellen oder terroristischen Missbrauch sein könnte, Relevanz für die Sicherheitsforschung in Nordrhein-Westfalen. Aus diesem Grund wird das Projekt Sicherheitsforschung.NRW neben rein ziviler Forschung und klar militärischer Forschung auch solche Forschungsprojekte mit einbeziehen, deren Ergebnisse als Dual-Use-Güter zu verstehen sind und als solche kennzeichnen, sofern diese doppelte Verwendungsmöglichkeit ersichtlich oder bekannt ist.